Ich gebe es gleich zu Beginn zu: Erst durch die Netflix Serie „Narcos“ bin ich auf Kolumbien als mögliches Reiseziel aufmerksam geworden. Bevor ich begann, die Serie über Pablo Escobar anzusehen, hatte ich Kolumbien überhaupt nicht auf dem Radar. Aber die spannend inszenierte Geschichte des Drogenbarons hat mich dazu gebracht ein wenig zu recherchieren, und dabei habe ich entdeckt, dass das heutige Kolumbien ein ganz anderes ist als jenes der brutalen 1980er und 90er Jahre. Kolumbien ist derzeit gefühlt DAS aufstrebende Reiseziel in Südamerika. Wie gut, dass Tom und ich gerade eine Weltreise planten, da nahmen wir das Land gleich mit auf die Route.
Was macht Kolumbien so besonders?
Klar Kolumbien hat tolle Landschaften zu bieten, vom Amazonas, über die bergigen Kaffeeregionen, bis hin zur Karibikküste. Aber was das Land meiner Meinung nach so speziell macht, ist die lebendige Kultur und die Herzlichkeit der Menschen. Ich habe noch nie erlebt, dass sich jemand so sehr über Touristen freut!
Am meisten ist mir dies in Medellín aufgefallen. Dort sind die Kolumbianer richtig stolz auf die Besucher, die sich die Stadt ansehen. So stolz, dass sie häufig nachfragen woher man kommt, wo und wie lange man unterwegs ist und ob man sich auch wohl fühlt. Absolutes Highlight war der nette Besitzer eines kleinen Tacorestaurants der sich bei uns bedankt hat, dass wir Kolumbien eine Chance geben und uns das Land mit eigenen Augen ansehen. Anschließend hat er uns noch mit tollen (kulinarischen) Insider Tipps versorgt und hat uns seinen Whatsapp Kontakt gegeben, falls wir einmal etwas brauchen.
Medellín ist als Stadt im Zentrum Kolumbiens besonders faszinierend: Noch vor wenigen Jahren der gefährlichste Ort der Welt, ist Medellín jetzt ein geradezu hippes Pflaster. In den Airbnbs wimmelt es nur so von digitalen Nomaden aus den USA und Europa, die den Winter hier verbringen – wir haben selbst einige getroffen. Die Stadt hat heute auch wirklich einiges zu bieten: Ein ganzjährig warmes, aber nicht zu heißes Frühlingswetter, ein modernes öffentliches Verkehrsnetz (Metro, Seilbahn), nette und sichere Stadtviertel sowie unzählige gute Restaurants, Cafés und eine lebendige Partyszene.
Warum die meisten Kolumbianer die Netflix Serie „Narcos“ hassen
Wir haben mit einigen Kolumbianern in Bogotá und Medellín über Narcos gesprochen und die meisten waren sich einig, dass sie die Serie furchtbar finden. Abgesehen davon, dass Pablo Escobar von einem brasilianischen Schauspieler gespielt wird und sein Akzent aus Sicht der Kolumbianer gar nicht geht, so sehen sie mit der Serie alte Wunden wieder aufbrechen. Überall im Land ist die Rede von Veränderung, in vielen Regionen herrscht eine positive Aufbruchsstimmung, Touristen kommen ins Land – und dann wird mittels „Narcos“ das alte Bild der Gewalt wieder aufgewärmt. Verständlich, dass da die Kolumbianer nicht gerade große Fans sind. Allerdings muss man auch zugeben, dass die Serie eine gewisse Aufmerksamkeit mit sich bringt, die dazu führt, dass mehr Menschen wie wir sich selbst ein Bild von Land und Leuten machen.
Was hat das heutige Kolumbien mit „Narcos“ zu tun?
Einer unserer Walking-Tour Guides in Medellín erzählte uns, dass es für ihn als Kind der 90er Jahre ganz normal war „Leichen schauen“ zu gehen, wenn mal wieder jemand auf offener Straße erschossen wurde. Eine schreckliche Vorstellung! Glücklicherweise hat sich die Sicherheitslage in den letzten Jahren enorm verbessert. Die Gewalt der Drogenkartelle hat sich eher nach Mexiko verlagert, die Guerillas und Paramilitärs sind (abgesehen von ELN) nicht mehr aktiv. Es bleibt zu hoffen, dass trotz der aktuellen Entwicklungen auch der Friedensvertrag mit der ELN gelingt, und dass die positive Entwicklung im Land ungehindert weitergehen kann.
Kolumbien hat also definitiv nicht (mehr) viel mit den Erzählungen aus „Narcos“ zu tun. Das Land hat so viel mehr zu bieten als die Geschichte des Verbrechers Pablo E. Es ist ein richtig schönes, spannendes und vielfältiges Land, das es zu entdecken lohnt. Meine konkreten Reisetipps verrate ich euch in einem anderen Blogartikel. 😉
Klischeehafte Reiseplaylist Kolumbien
Ein bisschen „Narcos“ muss auf meiner Kolumbien Playlist dann doch sein, schließlich heißt sie ja „klischeehafte Playlist“. Und natürlich ganz viel Cumbia Sound. Diese wunderbare kolumbianische Musik liebe ich schon seit ich vor Jahren bei einer MP3 Tauschaktion (das waren noch Zeiten) ein Cumbia Classics Album in die Finger bekam. ❤