Die Idee, nach Südafrika zu reisen, hatten wir in einem Touristen-Bus in Havanna, Kuba. Kein Scherz! Wir hatten das Land eigentlich gar nicht auf unserem Reiseradar. Doch auf unserer Kuba-Reise 2015 lernten wir die zwei geschmeidigsten Bayern aller Zeiten kennen – ja ich meine euch Mona und Damian. 🙂 Wir haben uns auf Anhieb so gut verstanden, dass wir uns gleich von ihrer Südafrika-Liebe anstecken ließen und auf ihre Empfehlung hin ein Jahr später im Flugzeug nach Kapstadt saßen.
Unsere Lieblings-Bayern sollten recht behalten. Auch wir waren hin und weg von Land und Leuten und erlebten eine unserer schönsten Reisen. Aber ich spanne euch nicht länger auf die Folter. Hier sind die 5 Gründe, warum ich mich in Kapstadt verliebt habe:
1. Die herrliche Küche — und die Drinks
Wo soll ich anfangen? Südafrika generell und Kapstadt im Speziellen ist ein wahres Schlaraffenland für Foodies. Es gibt unzählige Cafés und Restaurants, welche die südafrikanische Küche modern und kreativ interpretieren. Da gibt es zum einen herrliche Steaks von Strauss, Springbock und natürlich vom Rind, die gerne gegrillt werden (das sogenannte Braai). Zum anderen stehen häufig würzige Currys und Samosas, die ursprünglich von den Kapmalaien mitgebracht und weiterentwickelt wurden, auf der Speisekarte. Auch Vegetarier und Veganer kommen in Kapstadt nicht zu kurz: Vielfältige Salate und unzählige tolle Gerichte mit Avocado machen Lust auf mehr. Herrlich! Was ich besonders angenehm fand: Im Gegensatz zu anderen Destinationen, müsst ihr euch in Kapstadt keine Sorgen wegen Hygiene oder Trinkwasser machen (man kann das Leitungswasser sogar trinken). Ihr könnt also nach Herzenslust essen und trinken. Wobei, bei den vielen tollen Getränken sollte man sich nicht zu sehr aufs Wasser konzentrieren. 😉 Die heimischen Weine aus Stellenbosch und Franschhoek zählen zu den besten der Welt, und auch das heimische Bier (Castle) und der Cider (Savanna) sind köstlich.
Hier habe ich noch ein paar Lokal-Tipps für den perfekten Kulinarik-Tag in Kapstadt für euch:
- (Jazz-)Brunch im Kloof Street House
- Mittags-Snack beim Foodmarket an der V&A Waterfront
- Nachmittags-Cafe und Schokolade im Honest Chocolate
- Abendessen im Black Sheep (unbedingt vorher reservieren!)
2. Die bewegte Geschichte
Die Liebe hat natürlich nicht nur ihre Sonnenseiten, die dunklen Seiten gehören ebenfalls dazu. Ich muss gestehen, dass ich mich vor unserer Reise noch nicht sehr ausführlich mit der südafrikanischen Geschichte auseinandergesetzt habe. Klar, die Kolonialherrschaft der Niederländer war mir bekannt und natürlich auch die Schrecken der Apartheid waren mir ein Begriff, aber die Details habe ich erst durch unseren Reise erfahren. Und darüber bin ich sehr froh. Meine Empfehlung für jeden Besucher ist die Besichtigung des District Six Museums und der Gefängnisinsel Robben Island, auf der Nelson Mandela fast zwei Jahrzehnte lang inhaftiert gewesen ist. Die Bilder und Beschreibungen sind natürlich sehr bedrückend, doch gerade in Zeiten, in denen bei uns Rassismus wieder salonfähig zu werden scheint, sollte man sich meiner Meinung nach ganz bewusst mit den dunklen Kapiteln der Geschichte auseinandersetzen.
Aber nicht nur die jüngere Historie Südafrikas lässt sich bei einem Kapstadt-Besuch entdecken. Auch die Geschichte der Kapmalaien fand ich äußerst interessant – womit ich schon zu meinem nächsten Punkt komme.
3. Das bunte Bo-Kaap Viertel
Wer kennt sie nicht, die Bilder der entzückenden bunten Häuser inmitten von Kapstadt? Sie gehören bis heute zum großen Teil der ethnischen Gruppe der Kapmalaien. Die Kapmalaien (Muslime aus Südostasien – unter anderem aus Malaysia) wurden ursprünglich als Sklaven von den Niederländern nach Südafrika geholt. Als sie aus der Sklaverei entlassen wurden, siedelten sich viele in Kapstadt an. Der Legende nach, gab es im Viertel damals keine Hausnummern, daher wurden die Häuser je nach Beruf des Bewohners farbig gestrichen. So wurde das Haus des Schuhmachers beispielsweise gelb, das Haus des Arztes rot eingefärbt, damit die Menschen wussten, wo sie anklopfen mussten, wenn sie neue Schuhe oder eine Medizin benötigten.
Das Viertel und seine spannende Geschichte lässt sich am besten bei einer Free Walking Tour erkunden. Dabei sollte man unbedingt auch die typischen kapmalaiischen Spezialitäten kosten, die einen große Einfluss auf die gesamte südafrikanische Küche genommen haben.
4. Die Offenheit der Menschen
Trotz oder gerade wegen seiner dunklen Geschichte zählen die Menschen in Südafrika zu den freundlichsten, die ich je erlebt habe. Die Offenheit bei der Begegnung mit Einheimischen erinnert mich an Amerikaner, sie geht allerdings viel tiefer als das oberflächliche „how are you doing?“— sorry US-guys. 😉 Man kommt schnell miteinander ins Gespräch, und trifft oft auf Menschen, die wirklich interessiert sind, wo man herkommt und was man so macht im Leben. Ich erinnere mich besonders an eine Szene: Wir fuhren mit dem Taxi vom Hafen zu unserem Guesthouse. Beim Aussteigen fragte uns der Taxifahrer, ob wir denn auch die Regenbogenparade heute Mittag gesehen hatten (hatten wir leider nicht). Daraufhin fischte er kurzerhand sein Smartphone heraus und zeigte uns in aller Ruhe Fotos von den schrägsten Kostümen auf der Parade, die er gemacht hatte.
5. Der Tafelberg
Zugegeben: Berge sind generell beeindruckend. Aber der Tafelberg hat es mir besonders angetan. Sein Anblick ist schlicht hypnotisierend. Er liegt wie ein steinener Beschützer im Rücken der Stadt und bietet mit seinen Nachbarn dem Lions Head, Signal Hill und dem Devil’s Peak eine einmalige Kulisse. Jeden Morgen ging mein Blick als erstes hinauf zum Tafelberg — ob heute wohl wieder der berühmte Tablecloth (Nebel) über ihm liegt und ob die Seilbahn wohl heute fährt? Auch von oben ist der Tafelberg einfach traumhaft. Der Blick auf die Stadt und den Ozean war für mich eines der schönsten Erlebnisse in Südafrika.
Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem „Liebesgeständnis“ einen kleinen Eindruck von Südafrika vermitteln und vielleicht auch das ein oder andere Vorurteil abbauen. Ich kann Kapstadt (und auch die Garden Route) wärmstens empfehlen und hoffe, dass ich es selbst bald wieder in diese tolle Gegend schaffe.